save me from what i am









Ich lese Rolande Barthes „Fragmente einer Sprache der Liebe“. An einer stelle steht es geschrieben:“..., weil ich mich von meiner Banalität knechten lasse: ich leide darunter, ausgeschlossen zu sein, aggressiv zu sein, verrückt zu sein und gewöhnlich zu sein.“
Es ist immer wieder erstaunlich etwas zu lesen das einem sich selbst erklärt. Schon so oft schwebten meine Gedanken um dieses Gefühl, und trotzdem, nie hätte ich es fertiggebracht, es so passend zu formulieren. Das macht mich gegenüber Barthes noch banaler. Ich fühle mich dümmlich und obwohl ich diesen Satz vom Buch in mein Notizheft geschrieben habe und noch einige Male las, hasse ich ihn eigentlich. Wieso Barthes und wieso ist nicht mir das Recht vorbehalten diesen Satz zu schreiben. Banalität?
Es ist hart zu erkennen, dass man an der Grenze seiner Fähigkeiten angelangt ist. Und ist man das wirklich? Wenn man jung ist, kann man sich immer sagen: „Ich werde einmal“ und beklagt dabei, dass einem die Reife oder Kompetenz fehlt. Dann wird man älter und weiss: „Nein, ich werde nicht mehr“. Man erkennt die Banalität seiner selbst. Dieser Gedanke kann so weit führen, dass man die Sinnlosigkeit des Lebens erkennt und der vielleicht einzige Sinn, die Lust, nicht als Sinn anerkennt. Dann kam mir Goethes Zitat in den Sinn: „Wir sind unsere eigenen Teufel, wir vertreiben uns aus unserem eigenen Paradies“. Und obwohl Goethe mit dem jungen Werther einen Menschen erschaffen hat der auf meiner Seite steht, der meine Ansichten teilt, hass ich jetzt doch auch Goethe. Denn was bringt es mir, es zu Wissen aber, nichts ändern zu können.                                                                  
Manchmal, so denke ich, dass nur die Gedanken, die so Negativ sind, verhindern das überhaupt etwas Positives entstehen kann. Ich halte mich selbst zurück und peinige mich. Dann wünschte man, Jemand würde einen beschützen vor dem, was man ist.
Klar: “Der vollkommene Weg ist schwer nur für die, die immer aussuchen und wählen“. Wenn immer ich mit Freunden darüber spreche, sagen sie, das Unglück rühre nur daher, dass ich zu viele Möglichkeiten habe und dass ich zu viel wolle. Ich solle mich doch an den kleinen Dingen im Leben freuen und nicht zu hohe Erwartungen haben.                               
Aber ich will ja viel und nein, ich hätte noch gerne viel mehr Möglichkeiten. Ich möchte mich auch nicht an den kleinen Dingen im Leben freuen und was bitteschön ist schlecht daran hohe Erwartungen zu haben. In meiner Sicht der Welt gibt es noch viel zu tun. Da muss man hohe Erwartungen haben, auch, aber vor allem an sich selbst. Das ist nicht immer angenehm. Aber: „Der dunkelste Platz ist immer unter der Lampe“.
Und: „Ich bin mehr als einmal trunken gewesen, meine Leidenschaften die nur leiden schafften waren nie weit vom Wahnsinn, und beides reut mich nicht: denn ich habe in einem Masse begreifen lernen, wie man alle ausserordentlichen Menschen , die etwas Grosses, etwas Unmöglichscheinendes wirkten, von jeher für Trunkene und Wahnsinnige ausschreien musste.“ Danke Goethe!

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